
Bank UniCredit: Monsterverlust und weitreichender Stellenabbau
Italiens Großbank UniCredit ersucht ihre Aktionäre um eine Kapitalerhöhung von €7,5 Milliarden und streicht gleichzeitig 6.150 Arbeitsplätze. Das Institut gab bekannt, sich aus diversen Geschäftsfeldern zurück zu ziehen, um seine desaströsen Bilanzen in Ordnung zu bringen und zukünftig wieder profitabel zu werden. Wie das Management bekannt gab, hat die Bank im dritten Quartal einen Verlust von €10,6 Milliarden erwirtschaftet, was zur Folge hat, dass UniCredit im Jahr 2011 keine Dividende zahlen wird. Experten gaben sich besorgt ob der Tatsache, dass das Institut seine Kreditvergabe an die Realwirtschaft in den kommenden Quartalen stark zurückfahren wird.
Italiens Großbanken drohen zum Sargnagel für Italiens Realwirtschaft zu avancieren
UniCredit hält insgesamt 38 Milliarden in Form italienischer Staatsanleihen und die Aktie des Unternehmens hat in diesem Jahr bereits rund 50 Prozent an Wert eingebüßt. Diese Entwicklung führt dazu, dass nicht abzusehen ist, ob die angestrebte Kapitalerhöhung des Unternehmens von Erfolg gekrönt sein wird, die laut aufgebrachter Investoren zu einem weitaus früheren Zeitpunkt hätte erfolgen müssen, als die Aktien der Bank noch einen weitaus höheren Wert aufwiesen. Besorgte Investoren gaben sich ob der Ankündigung verstimmt, da die Emission frischer Aktien einen hohen Verwässerungseffekt bestehender Anteilseigner zur Folge haben wird. Im heutigen Handel büßten die UniCredit Aktien abermals 6,2 Prozent ein und schlossen bei 0,77 Cents, womit die Bank nur noch einen Marktwert unterhalb von 15 Milliarden Euro aufweist.
5.200 Arbeitsplätze wird die Bank im Heimatland Italien abbauen, das nun ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Bondmärkte geraten ist. Weitere 2.000 Stellen könnte dem Rotstift in Westeuropa zum Opfer fallen, davon allein 800 in Österreich. Diese Verluste dürften durch den marginalen Aufbau neuer Jobs in Osteuropa teilweise ausgeglichen werden. Die horrenden Verluste der Bank im dritten Quartal inkludieren Abschreibungen in Höhe von 9,8 Milliarden Euro, von denen 8,7 Milliarden Euro aus zeitlich schlecht gewählten Übernahmen in Osteuropa resultieren, die in den letzten Jahren bekannt gegeben wurden. Manche faul gewordenen Geschäfte der Bank in der Ukraine und Kasachstan wurden komplett abgeschrieben. Darüber hinaus vermeldete das Institut ebenfalls Abschreibungen auf gehaltene Positionen in Form griechischer Staatsanleihen und die in Deutschland respektive Österreich betriebenen Töchter HVB und Bank Austria.
UniCredit, Italiens größte Bank nach Vermögenswerten, teilte am Montag mit, jährlich1,5 Milliarden Euro an Kosten einzusparen. Dieser Plan soll durch den unmittelbaren Rückzug aus Geschäftsfeldern erfolgen, die nicht zum Kerngeschäft des Instituts gehören. Laut Management gelte es in den kommenden Quartalen, das Kernkapital der Bank zu stärken, die Aktivitäten im Investmentbanking zu reduzieren und sich auf die weitaus stabileren Geschäftsfelder Privat- und Unternehmenskunden in Italien, Deutschland, Österreich, Polen und der Türkei zu fokussieren. In diesem Zuge wird es auch zu einer Schließung der in London ansässigen Sparte für Aktien- und Eigenhandelsaktivitäten kommen.
Die angestrebte Kapitalerhöhung soll nach jetzigen Angaben im ersten Quartal 2012 erfolgen und das Kernkapital der Bank auf 10,3 Prozent hieven. Allerdings bläst UniCredit einiger Gegenwind entgegen, da aufgebrachte Anteilseigner dem Management vorwerfen nicht entsprechend gehandelt zu haben als die Marktbedingungen noch besser waren. UniCredit gab gleichzeitig bekannt, sich von Vermögenswerten in einem Umfang von 48 Milliarden Euro zu trennen, um ihr Bilanzbuch zu verkleinern. Damit folgt das Institut ähnlichen Ankündigungen, wie sie zuletzt beispielsweise durch die französische Großbank BNP Paribas verlautbart wurden. Das riesige Volumen der Bilanzverkleinerung könnte sich laut Experten allerdings äußerst negativ auf Italiens ökonomisches Wachstum auswirken. Dieser Schritt erfolgt just zu einer Zeit, in der viele Unternehmen zusätzliche Kredite benötigen, um ihre Aktivitäten aufrecht zu erhalten.